Donnerstag, 6. Mai 2010
Kälte, Regen und andere Kuriositäten
Manchmal fühle ich mich schon, als wäre ich hier im falschen Film! Bin ich doch in den Süden gezogen, und lande in Norditalien. Fahre 2007 ins Piemont zu Prodi, und jetzt haben wir schon wieder Berlusconi...

Das Wetter passt dazu. Jetzt ist Anfang Mai, es regnet in Strömen, und es ist saukalt! Der Markt heute war ein einziges Hindernislaufen: wer kommt am schnellsten mit dem grössten Schirm von A nach B und rempelt dabei möglichst viele Leute an? Der Gewinner war schwer festzustellen, die (sicher perfekt geschminkten) Gesichter unter den Schirmen kaum zu erkennen. Dieses Gebaren war umso erstaunlicher, da doch abgesehen von den Ewiggestrigen die Norditaliener eigentlich sehr höfliche Leute sind und sich sofort entschuldigen, wenn sie jemanden versehentlich anstossen.

Die Ewiggestrigen haben sich in zwei Parteien gespalten und befeinden sich nun jeden Mittwoch und Samstag mit entsprechenden Gesten und Kommentaren auf dem Marktplatz.
Partei A, die Kinderwagenfanatiker, stossen ihren Nachwuchs in einem Affentempo absichtlich in alle Beine, die ihnen bis zum Käsestand auf den Weg kommen (so zumindest gemäss Partei B). Letztere Gruppe, die älteren Damen und Herren, pflegen sich minimum zu viert zusammenzurotten und mitten auf dem Weg ein Plauderstündchen einzulegen. Was wiederum nicht nur die Kinderwagen und deren Anhang auf die Palme bringt..

Als ich am Nachmittag in der Sprachschule eintreffe, herrscht auch dort Hochspannung. Die Köpfe meiner Chefinnen rauchen....
Sie eröffnen mir, dass sie endlich den Grund für die zahlreichen Stromausfälle im Obergeschoss gefunden hätten.
Mit grossen Augen erfahre ich, dass sich die Coiffeuse, deren Laden gleich neben der Schule liegt, irgendwie ans Stromnetz der Sprachschule anschliesst!

Das erinnerte mich doch sehr an gewisse östliche Länder, die ich aus eigener Erfahrung kenne...Da ich den Blick meiner Kolleginnen bemerkte, verkniff ich mir jedoch weitere Kommentare.
Es lebe die Ukraine, es lebe Italien!

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Dienstag, 6. April 2010
Kulinarische Osterfreuden


Wieder einmal ist mir dieses Jahr aufgefallen, wie sich italienische Ostern vom gleichnamigen Fest in der Schweiz unterscheidet.
Ostern in Italien dreht sich vor allem einmal ums Essen. Klar, morgens gehen fast alle in die Messe, und unbedingt muss man allen Verwandten zu Ostern alles Gute wuenschen, und wenn man sie nicht persönlich trifft, ganz sicher anrufen.
Aber ansonsten dreht es sich nur noch um das Eine:
il pranzo di Pasqua, das Mittagessen an Ostern.
Schon Tage vorher wird beratschlagt, welche Antipasti man auftischen, wie man das Osterlamm zubereiten soll, welche Beilagen man kochen will, und so weiter..
Dann gibt es wahlweise 3, 4 oder sogar 5 Antipasti; einen 'Primo' (Risotto, Pasta) und natürlich das obligate Osterlamm (-braten) mit Eiern dekoriert. Das Essen endet mit Früchten und den riesigen, mit glitzernder Folie eingepackten Schokoostereiern, die die Kinder begeistert aufreissen und sich um die Ueberraschung darin streiten.

Seit ich dabei bin, hat das Osterfest für die Kinder einen zusaetzlichen Kick bekommen: nun wissen sie, dass nach dem Essen der schweizer Osterhase (den es in Italien nicht gibt) Nester versteckt, und gehen diese begeistert suchen. Während dem Essen sind sie kaum zu halten, und ich werde mit Fragen bombardiert:
Warum kommt der Osterhase nie nach Rom? (Weil der Weg von der Schweiz nach Italien sehr weit ist, und spätestens in Pinerolo ist der Hase erschoepft und kann nicht mehr weiter). Wieso kommt er erst seit 2 Jahren zu uns? (Weil der Osterhase vorher nicht wusste, dass der italienische Osterhase Ferien hat und ich es ihm nun gesagt habe) und so weiter :-)

Am Ostermontag waren wir noch (ohne Kind) bei Freunden zu Gast, und was taten wir da? - Spinat- und alle möglichen Wähen essen, danach gab es der Form wegen eine ca. 2-minütige Pause, dann ging es weiter mit den süssen Torten, die wir alle selbst zubereitet und mitgebracht hatten. Danach der obligate Kaffee und einen Spaziergang an der warmen Aprilsonne in T-Shirt und Sonnenbrille.
Nicht nur haben wir viel gelacht, sondern viel über eines geredet:übers Essen.

Buona Pasqua!

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