Neues aus dem Wunderland

Schon seit ein paar Tagen spüre ich- es liegt etwas in der Luft! Zeitgleich spriessen auf meinem Balkon in den Töpfen die ersten Tulpen, und die Sonne scheint schon warm auf die Häuserdächer.

Raus, raus!

Unter den Alleen ist es zwar da und dort noch etwas matschig, aber was macht das schon. Alles ist hell und verheissungsvoll... die Bäume der Alleen sind zwar noch braun, aber die Sonnenstrahlen lassen sich nicht beirren, und auch der letzte Schnee glitzert noch ein bisschen, ehe er sich zu Klumpen zusammenballt und langsam vor sich hin schmilzt..

In der Altstadt, im Schatten unter den Säulengängen, ist es allerdings noch kühl. Meiner Frühlingsstimmung tut dies keinen Abbruch. Im Gegenteil: als ich auf die kleine Piazza komme, sehe ich die Gelateria schon geöffnet! Und ein paar dick vermummte Italiener sitzen vor einem caffè, so, als wären sie immer schon da gesessen, und ich habe nur einen Moment nicht aufgepasst.

Prima..... vera!

Während der Kleine schläft, schaue ich zum Fenster hinaus und sehe nur weiss.. es schneit heftig.
Ein paar Dächer sind noch zu sehen, deren Häuserfassaden verbergen sich allerdings hinter einem Schleier, und die Farbe der Mauern sind nicht zu erkennen.

Ich fühle mich wie in einem Kokon, der langsam vom Schnee eingesponnen und von aussen immer dicker wird...
Gleich hole ich mir eine Tasse heisse Milch, eine Wolldecke und lese zum tausendsten Mal "Der Name der Rose" :-)

Winterphantasien! Ich fürchte, vor heute Abend wird nichts daraus- wohl eher sollte ich noch etwas aufräumen und geschäftlich ein Telefon erledigen..

Und die Wolldecke und das oben genannte Buch, das überdenke ich doch noch einmal:
bei uns in der Wohnung herrschen etwa 23 Grad (italienische Zentralheizung!), und das Buch, das ich gerade lese, heisst "Der Späher" und ist von Nabokov und mindestens so gehaltvoll wie Umberto Eco.. (davaj, davaj!)

Manchmal übertrifft die Realität ein Klischee um Längen..